Doch zunächst ein Blick zurück: Als im Dezember 2018 mit WordPress 5.0 die bislang letzte Stammversion von WordPress veröffentlicht wurde, gab es vor allem eine Neuerung, die in der Community für Aufregung und für Diskussionen sorgte: der Gutenberg-Editor.
Dieser nach dem Erfinder des modernen Buchdrucks Johannes Gutenberg benannte Inhalts-Editor war eine komplette Neukonzeption des gesamten Bearbeitungserlebnisses und versprach viel mehr Flexibilität in der Inhaltserstellung und -verwaltung. Die sogenannten «Blöcke» sollten es den Benutzern ermöglichen, Texte, Bilder und Dateien sowie eine Vielzahl an Widgets einzubinden.
Nicht alle in der WordPress-Community waren auf Anhieb begeistert vom Gutenberg-Editor. Einige Nutzer empfanden das Arbeiten in Blöcken zu Beginn im Vergleich zum klassischen WYSIWYG-Editor TinyMCE eher mühsam. Andere bemängelten die fehlende Kompatibilität mit bereits eingesetzten Themes und Plugins oder schlicht die anfänglich grosse Zahl an Bugs. Die Kernentwickler von WordPress haben den Gutenberg-Editor aber über die Jahre stetig verbessert und spätestens mit der Version 5.9 und der Einführung des neuen Standard-Themes Twenty Twenty-Two einen grossen Schritt gemacht.
Hinweis
Sie sind noch kein Experte im Umgang mit WordPress und möchten mehr darüber erfahren, was mit dem verbreitetsten Content-Management-System der Welt auf sich hat? Dann lesen Sie unseren Einführungsbeitrag vom Dezember 2021.
Die vier Phasen des Gutenberg-Projektes
Die vollständige Integration des bislang als Plugin konzipierten Gutenberg-Editors ist ein noch andauernder Prozess, bei dem man inzwischen von insgesamt vier Phasen spricht:
- Die erste Phase sollte mit dem Block-Editor das vereinfachte Editieren von Inhalten ermöglichen und endete mit der Veröffentlichung des Gutenberg-Editors mit WordPress 5.0.
- Mit Phase 2 sollten nicht nur Inhalte, sondern auch andere Seitenelemente wie Headers, Footers etc. über das Block-Editing bearbeitbar sein. Dieses Versprechen wurde mit der Veröffentlichung von WordPress 5.9 im Januar 2022 eingelöst, wenn auch mit deutlicher Verzögerung.
- Gemäss der Entwicklungs-Roadmap von WordPress sollen in Phase 3 Aspekte der Zusammenarbeit optimiert und erweitert werden. So sollen mehrere Content Manager effizienter und intuitiver miteinander an Inhalten arbeiten können.
- Auf die abschliessende Phase 4 dürften sich nicht zuletzt vor allem Schweizer Website-Betreiber freuen, denn dann soll Mehrsprachigkeit in den WordPress-Kern integriert werden.
Seit der Einführung des neuen Themes Twenty Twenty-Two ist es möglich, auch Startseiten, 404-Seiten und andere systemrelevante Seiten über Templates zu bearbeiten. Dadurch lässt sich der Designstil einzelner Elemente ändern, ohne das komplette Theme verändern zu müssen. Ebenso lassen sich Blöcke, wie Absätze, Spalten, Medien etc., separat und global definieren. Und für Social-Icons – ein heutzutage sehr wichtiges Element – können über den Editor die Aussenabstände in Pixel und Prozent sowie in den Wertangaben EM, REM, VW und VH konfiguriert werden. Gespeichert werden die Konfigurationen in einer Custom-Styles-Datei.
Es gab zwar schon vor der Einführung des Gutenberg-Editors andere Plugins und Themes, welche das Block- oder Widget-basierte Erstellen und Editieren von Inhalten ermöglichten, wie zum Beispiel das nach wie vor sehr beliebte Elementor-Plugin oder das Divi-Theme. Aber die langfristige Absicht des Gutenberg-Projektes ist es, dass der Gutenberg-Editor zum fest integrierten Bestandteil des WordPress-Kerns und damit eine Installation als Plugin nicht mehr notwendig sein wird.
Die Highlights von WordPress 6.0
Wer auf die neue Version 6.0 von WordPress wechseln wird, ist also auf zusätzliche Pagebuilder wie Elementor oder Divi grundsätzlich nicht mehr angewiesen. Nicht nur aufgrund des Funktionsumfangs des Gutenberg-Editors, sondern auch aus Performance-Gründen, denn viele Scripts, CSS-Dateien oder andere Elemente müssen nicht mehr zusätzlich geladen werden.
Aber welche tollen neuen Funktionen und Features bietet WordPress denn nun? Wir gehen nachfolgend kurz auf die aus unserer Sicht wichtigsten Neuerungen ein. Eine umfassendere Liste haben die WordPress-Entwickler unlängst auf einer entsprechenden Infoseite zum Release-Kandidat 1 veröffentlicht.
Style Switcher
Die WordPress-Entwickler sprechen beim Style Switcher von einer der wichtigsten neuen Funktionen. Mit diesem Feature können verschiedene Style-Aspekte in Block-Themes gebündelt werden. Damit lässt sich das komplette Aussehen der eigenen Website ganz einfach mit wenigen Klicks verändern. In Themes, welche diese Stilwechsel-Funktion unterstützen, können alternative Styles einfach durchsucht und mit einem Klick angewendet werden.
Neue Blocks
Natürlich durften bei diesem auf den Gutenberg-Editor fokussierten Major-Release auch neue Inhaltsblöcke nicht fehlen. Zu den neuen Blocks gehört zum Beispiel der Read more-Block. Damit lassen sich längere Textabschnitte mit einem «Mehr lesen»-Button unterteilen bzw. aufklappen.
Ergänzend zum gerade bei Blogs beliebten Query Loop-Block gibt es mit dem No results-Block die Möglichkeit, den Text und das Textstyling für den Fall zu definieren, wenn eine Abfrage (query) keine Resultate liefert. Ähnlich wie der «Query Loop»-Block funktioniert auch der neue Comments Query-Block, mit dem sich das Aussehen der Blog-Kommentare einstellen lässt.
Während sich mit dem Post Author-Block die Darstellung des Autoren-Avatars bestimmen lässt, kann man mit dem Post Author Biography-Block den hinterlegten Beschreibungstext des Autors einblenden.
WordPress führt übrigens eine Liste über alle Core Blocks, welche Teil des Gutenberg-Plugins sind.
Verbesserte Layout-Optionen
Eine ganze Reihe von kleineren Optimierungen betreffen die verschiedenen Design-Einstellungen, welche Website-Betreiber und Autoren beim Bearbeiten von Seiten und Inhalten zur Verfügung stehen. So wurden die Menüs für die Farbauswahl, die Farbtransparenz und die Border-Einstellungen optimiert. Zudem gibt es nun mehr Möglichkeiten, Stylings für ganze Gruppen-Blöcke zu definieren (bspw. Typographie).
Blocks sperren
Wer bislang als Admin-User einzelne Blocks so sperren wollte, dass sie nicht mehr von anderen Autoren verschoben oder gelöscht werden können, musste dies über den Code lösen. Aber nicht alle WordPress-Nutzer verfügen über dieses technische Detailwissen. Mit WordPress 6.0 kann diese Option dank der neuen Block locking-Funktion nun direkt in der Benutzeroberfläche angewählt werden.
Block-Themes exportieren
Neu wurde auch das Exportieren des Themes massiv vereinfacht. Über den Editor kann man das angepasste Theme ganz einfach als ZIP-Datei exportieren. Das Theme kann so bei anderen WordPress-Projekten wieder hochgeladen und so wiederverwendet werden (es wird dann das standardmässige Twenty-Twenty-Two-Theme ersetzen). Unsere ersten Tests hierzu verliefen recht problemlos. Es empfiehlt sich das Design mit den Standardseiten anzulegen, wenn man dieses auch für andere Seiten verwenden möchte.
Optimierungspotenzial bei Schriften und Navigation
Etwas negativ aufgefallen ist uns bei unseren Beta-Tests die neue Handhabung eigener Schriften. Diese lassen sich offenbar nur noch über PHP oder via theme.json einbinden. Das dürfte jedoch für viele technisch vielleicht weniger versierte Benutzer nur schwer umsetzbar sein.
Schade ist dies auch deshalb, weil nicht jeder Website-Betreiber Google Fonts einsetzen möchte, sondern lieber unabhängig wäre von Google-Anfragen. Denn es spielen auch Überlegungen in Bezug auf Datenschutzkonformität eine Rolle. Sollte ein Website-Besucher Cookies von Drittanbietern ablehnen, dürften zum Beispiel Google-Schriften nicht geladen werden. Die entsprechende Website könnte dann sehr unschön aussehen, denn WordPress würde in diesem Fall seine Standardschrift einsetzen. So würde man beispielsweise eine Serifenschrift sehen, wo eigentlich keine angezeigt werden sollte.
Ein weiteres Problemfeld zeigt sich beim Erstellen und Bearbeiten der Navigation. Zwar wurde bereits mit WordPress 5.9 eine neue Handhabung eingeführt, mit der sich Navigationselemente nun viel detaillierter anlegen lassen und somit vor allem Designern mehr Freiheiten bieten soll.
Aber viele Benutzer dürften die neue Navigation als komplexer, mühsamer und zeitraubender wahrnehmen. Bei gewissen Einstellungen sind Änderungen an den Menüs nicht auf Anhieb klar ersichtlich und der Bearbeitungsprozess gestaltet sich recht umständlich. Gerade langjährige WordPress-Admins sollten sich hier also auf eine ziemliche Umgewöhnung einstellen.
Schliesslich zeigte sich beim Testen der Beta-Version von WordPress 6.0 auch, dass der neue Navigationsblock offensichtlich auch noch nicht frei von Fehlern ist. Es ist davon auszugehen, dass hier nicht alle Bugs auf den offiziellen Release von 6.0 behoben sein werden.
Info
Am 25. Mai 2022, also einen Tag nach dem offiziellen Release von WordPress 6.0, findet in Zürich ein Treffen für interessierte Benutzer der lokalen WordPress-Community statt. Hier finden sich mehr Infos zum WordPress Zurich Meetup.
Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter mit WordPress?
Selbstverständlich ist mit WordPress 6.0 nicht das Ende der Geschichte geschrieben. Wie üblich werden die Kernentwickler auch in nächster Zeit mit der Entwicklung von neuen Features, funktionalen Optimierungen, Bugfixes und Usability-Verbesserungen beschäftigt sein. Wer wissen möchten, an welchen Features die Entwickler-Community aktuell arbeitet, der kann sich auf der entsprechenden Feature Projects Overview-Seite von wordpress.org informieren. Und auch das Bugtracking ist zu jeder Zeit öffentlich einsehbar.
Zwar wurden auf der offiziellen Roadmap noch keine Release-Daten für nachfolgende WordPress-Versionen (bspw. die Version 6.1) bekannt gegeben, dafür verweisen die Autoren auf die langfristige Planung in Bezug auf die vollständige Integration des Gutenberg-Editors in den oben beschriebenen vier Phasen.
Jetzt WordPress 6.0 mit Hostpoint nutzen
Wer jetzt Lust bekommen hat, ein eigenes Website-Projekt mit WordPress 6.0 zu lancieren oder seine bestehende Website auf die neuste Version updaten möchte, der kann dies bei Hostpoint tun. WordPress 6.0 soll gemäss der Entwicklungs-Roadmap am 24. Mai 2022 veröffentlicht werden und wird kurz darauf auch für Hostpoint-Kunden nutzbar sein.
Wer bereits eine frühere Version von WordPress nutzt, der kann das Upgrade auf 6.0 direkt in der Admin-Umgebung von WordPress ausführen. Eine Neuinstallation von WordPress 6.0 kann im Hostpoint Control Panel ganz einfach mit einem Klick durchgeführt werden. Und Neukunden können sich auf hostpoint.ch/wordpress nach einem geeigneten WordPress-Hosting-Paket umsehen und dieses 30 Tage kostenlos testen.