Seit der Einführung von künstlicher Intelligenz zeichnet sich eine kleine Revolution im Suchmaschinen-Business ab. Statt nur Links anzuzeigen, liefern KI-Systeme immer öfter gleich die passende Antwort und verändern damit die Suche.
Google zeigt bei Suchanfragen immer öfter sogenannte «AI Overviews» (AIO). Diese sind KI-generierte Kurzantworten, welche direkt oberhalb der Treffer angezeigt werden, die Links zu mehreren Quellen enthalten. Viele kennen diese neuen Boxen bereits, denn sie liefern verständliche Informationen und Anleitungen sofort in der Suche.
Dieses Muster nennt sich «Zero-Click», da die gesuchte Information erscheint, ohne dass ein Klick nötig ist. Das führt dazu, dass Klickzahlen auf Websites sinken, auch wenn diese Seiten als Quelle genannt werden.
Gleichzeitig drängt eine Alternative auf den Markt, denn ChatGPT verzeichnet mittlerweile 700 Millionen aktive Nutzer (vgl. Google AI Overviews: 2 Mrd. – Stand Juli 2025) und beantwortet Fragen mit Zugriff auf aktuelle Informationen mühelos. Der Erfolg zeigt, dass sich die Erwartungen an Suchmaschinen verändert haben. Gewünscht sind keine Linklisten, sondern direkte, kontextbezogene und seriöse Antworten.
Für Unternehmen stellt sich damit die zentrale Frage, wie ihre Website und wichtige Inhalte in dieser neuen Suchwelt präsent bleiben bzw. überhaupt sichtbar sind und von der künstlichen Intelligenz als Quelle ausgewählt werden. In diesem Artikel erfahren Sie, wie klassische SEO und «Answer Engine Optimization» (AEO) zusammenspielen, wie Sie Ihre technische Basis, Ihre Inhalte und Ihre Vertrauenssignale gezielt stärken und wie sich der Erfolg zumindest pragmatisch messen lässt.
AEO im Vergleich zu klassischer SEO
Bevor wir uns der sogenannten «Answer Engine Optimization» (AEO) widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die eng verwandten Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung (SEO). SEO umfasst alle Massnahmen, mit denen Websites und deren Inhalte so optimiert werden, dass sie in den organischen Suchergebnissen besser gefunden werden. Ziel ist es, bei relevanten Suchanfragen ganz oben auf der Suchseite zu erscheinen, was durch eine saubere technische Basis, hilfreiche Inhalte und den Aufbau von Vertrauen einer Domain erreicht wird.
Die AEO erweitert klassische SEO um das Ziel, in Antworten bei Googles KI-Suche, ChatGPT, Microsoft Copilot oder Perplexity erwähnt zu werden. Kurz gesagt: SEO sorgt dafür, dass Menschen Ihr Unternehmen, Ihren Verein oder Ihre Agentur finden. AEO sorgt dafür, dass Maschinen Ihre Inhalte als Antwort verwenden und zitieren.
SEO und AEO im direkten Vergleich
| Klassische SEO | Answer Engine Optimization (AEO) | |
|---|---|---|
| Ziel | Ranking und Klicks auf die eigene Website | Erwähnungen und Zitate in Antworten von AIO, ChatGPT & Co. |
| Nutzerfokus | Menschen finden Inhalte über Suchergebnisse | Maschinen greifen Inhalte auf, um direkte Antworten zu geben |
| Inhalte | Keywords, Suchintention, Struktur, Backlinks | Kurzantworten, klare Struktur, FAQs, Daten und Tabellen |
| Signale | Metadaten, interne Links, technische Basis | Schema.org, E-E-A-T, Autorenprofile, Konsistenz über Profile |
| Erfolgsmessung | Positionen, Klickrate, Traffic | Sichtbarkeit als Quelle, Erwähnungen, Zitationen, indirekter Traffic |
Diese Veränderungen deuten darauf hin, dass die Auffindbarkeit der eigenen Website neu definiert wird – über Erwähnungen, Zitate, strukturierte Inhalte und das technische Setup. Die Rolle des digitalen Auftritts (Social Media eingeschlossen) verschiebt sich damit von der reinen Traffic Quelle hin zum vertrauenswürdigen Wissensgeber. Wer es schafft, seine Inhalte so aufzubereiten, dass sie maschinenlesbar und zitierfähig sind, gewinnt auch mit weniger Klicks neue Reichweiten.
Ist klassische SEO obsolet?
Die kurze Antwort lautet: Klassische SEO bleibt relevant. Zwar wachsen KI-Assistenten wie ChatGPT sehr schnell, doch die Nutzung liegt weiterhin noch deutlich unter jener der etablierten Suchmaschinen. Während ChatGPT zum derzeitigen Stand rund 2,5 Milliarden Anfragen pro Tag bearbeitet, liegt Google mit schätzungsweise 14 Milliarden Anfragen deutlich darüber. Ebenfalls deuten Nachforschungen darauf hin, dass nur ca. 20 bis 30 Prozent der ChatGPT-Anfragen eine Suchintention besitzen und mehrere Anfragen pro Chat beinhalten.
Auch wird bisher noch nicht bei allen Suchanfragen ein AI Overview generiert, Studien gehen aktuell von etwa 10 bis 30 Prozent der Suchanfragen aus. Deshalb ist ein hohes organisches Ranking in der Google-Suche nach den klassischen Kriterien (Keywords, Core Web Vitals etc.) immer noch relevant.
Die Klicks, die nach dem Erscheinen einer KI-Antwort dennoch entstehen, können besonders wertvoll sein, da sie von einer bereits informierten Kundschaft mit hoher Kaufbereitschaft stammen. Optimierte Formulare und Checkout-Prozesse zahlen deshalb umso stärker auf den Erfolg ein.
Wichtig:
Domains, die bereits über eine starke organische Position verfügen, scheinen von AI Overviews bevorzugt zu werden. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Links an den obersten Platzierungen zitiert werden. Die künstliche Intelligenz von Google oder ChatGPT bezieht Informationen auch aus Seiten, die in einer klassischen Google-Suche weit abgeschlagen wären (z. B. Subseiten, Blogartikel, Help-Center etc.), solange die Domain als qualitativ hochwertig und die Information als passend eingestuft wird.
Trotzdem darf die Entwicklung von SEO als «Search Engine Optimization» hin zu einer «Search Everywhere Optimization» nicht ignoriert werden, da Suchergebnisse von KI-gestützten Suchmaschinen nicht mehr nur von Keywords beeinflusst werden. Auch Bewertungs- , Social-Media-, PR- oder Video-on-Demand-Portale werden immer stärker nach relevanten Informationen durchsucht und als Quelle zitiert.
Welche konkreten Schritte kann man nun gehen, um die Chancen zu erhöhen, in AIO oder Chatbots als Quelle genannt zu werden? Die folgenden Kapitel geben einen Überblick über zentrale Ansatzpunkte der technischen Basis, die richtige Content-Struktur und zur Frage, wie sich Fortschritte beobachten lassen.
Content-SEO: Inhalte, die KI gern zitiert
KI bevorzugt Content, der Suchintentionen trifft, Fragen klar beantwortet und sich leicht zusammenfassen lässt.
Darauf sollte man achten:
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Antwort zuerst geben: Seiten oder Absätze sollten mit 1 bis 2 Sätzen starten, die die Kernfrage klar beantworten. So entsteht eine zitierfähige Passage, die KI-Systeme leicht übernehmen können.
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Keywords bewusst wählen: Informationsorientierte Suchbegriffe («Wie weisse Erdbeeren anbauen») haben mehr Chancen als transaktionale Keywords. Long-Tail Queries («Wie schwarze Herrenschuhe auswählen») passen perfekt zu AIOs.
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Inhalte klar strukturieren: Kurze Definitionen am Anfang, gefolgt von detaillierten Erklärungen. Step-by-Step-Anleitungen, nummerierte Listen, FAQs und Vergleichstabellen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erwähnung.
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Aktualität sichern: Inhalte sollten regelmässig überprüft und mit aktuellen Zahlen, Beispielen oder Referenzen ergänzt werden. Auch kleine Anpassungen, wie aktualisierte Headlines oder neue Statistiken, können den Ausschlag geben.
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Formatvielfalt nutzen: «Was ist…?»-Artikel mit klaren Definitionen, Tutorials mit nachvollziehbaren Schritten, Vergleichsseiten mit Tabellen oder Artikel mit Originaldaten wie Studien und Benchmarks gehören zu den am häufigsten zitierten Formaten.
Besonders gut funktionieren Inhalte, die nicht nur eine Definition liefern, sondern auch Kontexte, Beispiele und Strukturen enthalten, die sich in Antwortboxen übernehmen lassen.
Vertrauenssignale und Autorität (E-E-A-T)
Qualität allein reicht nicht, denn Google und KI achten stark darauf, ob eine Quelle glaubwürdig und relevant ist. E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) ist das Leitprinzip dafür.
Darauf sollte man achten:
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Erfahrung zeigen (Experience): Praxisberichte, Fallstudien, eigene Tests oder Kundenergebnisse signalisieren, dass Inhalte nicht nur theoretisch, sondern auch praxisnah sind.
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Fachwissen unterstreichen (Expertise): Autorenseiten mit Biografie, Zertifikaten oder Fachbeiträgen zeigen Kompetenz. KI bevorzugt klar zuordenbare Fachautoren.
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Autorität aufbauen (Authoritativeness): Backlinks aus relevanten Quellen, Erwähnungen in Medien und Thought-Leadership-Inhalte (z. B. Gastartikel, Podcasts, Webinare) stärken die Reputation.
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Vertrauen schaffen (Trustworthiness): Klare Kontaktinformationen, sichere SSL-Seiten, die Trennung von Fakten und Meinungen sowie regelmässige Aktualisierungen schaffen Glaubwürdigkeit.
Statt nur einzelne Keywords zu optimieren, gewinnt die thematische Autorität an Gewicht. Wer Inhalte als Cluster rund um ein Kernthema anbietet und diese Signale konsequent aussendet, wird von KI-Systemen eher als Quelle anerkannt.
Off-Site-SEO: Sichtbarkeit über die Website hinaus
Neben dem eigenen Online-Auftritt spielen auch externe Signale eine Rolle. AI Overviews zitieren ebenfalls aus Quellen bzw. Kanälen, die nicht nur auf der eigenen Domain, sondern auch in der digitalen Öffentlichkeit präsent sind.
Darauf sollte man achten:
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Backlinks durch Mehrwert-Inhalte: Eigene Studien, White Papers, Tools oder Datenanalysen sind ideale Link-Magneten, die auch für KI als glaubwürdige Quellen dienen können.
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PR gezielt einsetzen: Erwähnungen in Branchenportalen, Medien oder durch Auszeichnungen stärken die eigene Marke. KI-Tools ziehen bevorzugt Inhalte aus solchen vertrauenswürdigen Umgebungen.
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Social Proof nutzen: Rezensionen, Kundenstimmen oder Community-Beiträge sind nicht nur für Nutzer wichtig, sondern auch für das Profil einer Marke.
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Entitätsoptimierung betreiben: Wichtig sind konsistente Profile auf allen Plattformen (Website, Social Media, Branchenverzeichnisse, Google). So steigt die Chance, dass eine Marke sauber in Googles Wissensdatenbank (Knowledge Graph) verankert wird.
Externe Signale zeigen, dass eine Marke etabliert ist und von Dritten als relevant wahrgenommen wird.
Erfolg messen: vom Klick zur Wirkung
Mit AI Overviews verändert sich auch die Frage, wie Erfolg gemessen wird. Klicks und Rankings allein reichen nicht mehr aus, und die Messung von AI-Zitationen ist aktuell noch komplex.
Dennoch kann man sich bereits auf einige Faktoren einstellen:
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Neue KPIs: Erwähnungen in AI Overviews, Markenimpressionen und Zitationen durch Answer Engines werden zur neuen Währung.
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Qualitative Fragen stellen: Welche Inhalte werden zitiert, welche Wettbewerber tauchen auf und welche Formate oder Seitentypen (Pillar-Seiten, Unterseiten, Studien) werden dargestellt?
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Fokus erweitern: Erfolg ist nicht nur in Klicks messbar, sondern auch darin, wie oft die Marke im KI-Kontext wahrgenommen und in KI-Antworten dargestellt wird.
Neben Klicks und Erwähnungen lohnt sich auch ein Blick auf Suchanfragen nach dem eigenen Markennamen und auf die Sichtbarkeit in AI Overviews. Sie geben Aufschluss darüber, wie präsent eine Marke in KI-Antworten wahrgenommen wird.
Für ein erstes Monitoring bieten sich Checks in der Search Console und oberflächliche Analysen in GA4 an. Seit Mitte 2025 markiert ChatGPT einige ausgehende Links mit utm_source=chatgpt.com, was erste Hinweise auf KI-Traffic liefert. Die Daten können jedoch lückenhaft bleiben, da zum heutigen Stand nicht alle Plattformen Referrer oder UTM-Parameter senden. Präziseres Tracking gelingt derzeit eher über Logfile-Analysen oder serverseitige Auswertungen.
Dennoch kann man mit der Kombination dieser Strategien bereits heute einen Eindruck sowohl von Verbesserungspotenzialen der eigenen als auch von den Vorzügen anderer Websites erhalten.
Technische SEO: Lesbarkeit für Maschinen
Zum Schluss noch ein Blick auf die technische Basis. Sie ist das Fundament, auf dem alle anderen Massnahmen ruhen. Ohne saubere Indexierung, strukturierte Daten und stabile Performance haben Inhalte, E-E-A-T und Off-Site-Signale deutlich geringere Chancen, von KI-Systemen berücksichtigt zu werden. Gerade das Schema Markup und strukturierte Daten sind die Sprache, die Maschinen verstehen.
Darauf sollte man achten:
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Schema Markup einsetzen: Mit zusätzlichen Angaben im Quellcode (Schema.org-Markup) können Sie Inhalte für Maschinen eindeutig beschreiben. So versteht Google z. B., dass es sich um eine Produktseite, eine Anleitung oder eine FAQ handelt und nicht nur um einen Textblock. Diese Klarheit erhöht die Chance, dass Inhalte in AI Overviews oder Chatbots korrekt aufgegriffen werden.
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Indexierung prüfen: Blockierende robots.txt-Dateien, unbeabsichtigte noindex-Tags oder veraltete XML-Sitemap können die Auffindbarkeit in Suchmaschinen und Antwortsystemen verhindern. Eine aktuelle XML-Sitemap, «lastmod»-Tags und regelmässige Checks in der Google Search Console helfen, dass neue Inhalte schnell indexiert werden.
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Entitäten aufzeigen: Organization Markup, sameAs-Links (z. B. Social-Profile, Branchenverzeichnisse) und konsistente NAP-Daten stärken die Position im Knowledge Graph.
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Performance sichern: Schnelle Ladezeiten, mobile Optimierung und eine konsistente HTML-Struktur (Titles, Meta, H-Tags, Canonicals, hreflang) tragen dazu bei, dass Inhalte reibungslos erfasst und verarbeitet werden.
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Medien optimieren: Sprechende Dateinamen (z. B. ai-overview-beispiel.png), aussagekräftige Alt-Texte und Bildunterschriften helfen dabei, Bilder und Diagramme auch kontextuell von KI erfassen zu lassen.
Je sauberer und schneller die Website läuft, desto leichter lassen sich Inhalte auslesen und in AI Overviews integrieren.
Fazit
SEO bleibt die Basis, KI verändert nur die Spielregeln. Entscheidend ist nicht mehr allein das Ranking, sondern auch, ob Inhalte als Quelle in AI Overviews oder Chatbots auftauchen. Wer Technik, Content und Vertrauenssignale zusammen denkt und laufend die Strategie mit Erfahrungen nachschärft, bleibt auch in einer Zero-Click-Zukunft relevant.