In den Anfangszeiten des Internets beschränkten sich Suchmaschinen darauf, das World Wide Web nach eingegebenen Stichwörtern zu durchsuchen. Das führte oft zu unbefriedigenden Resultaten, und clevere «SEO-Spezialisten» versuchten mit unzähligen Tricks, die Suchmaschinen zu überlisten.
Google reagierte darauf mit verschiedenen und immer komplexeren Algorithmen, die nicht nur nach Suchbegriffen Ausschau hielten, sondern die Websites auch auf ihre Relevanz überprüften. Zudem sollten regelmässige Weiterentwicklungen das Leseverhalten der Benutzer immer genauer widerspiegeln: Die Algorithmen passten sich den Gewohnheiten der Menschen an.
Bei der Bewertung der Websites stehen auch weiterhin die Inhalte, deren Qualität und vor allem die Relevanz im Vordergrund. Attraktiv gestaltete und regelmässig auf den neuesten Stand gebrachte Websites mit aussagekräftigen Headlines, fehlerfreiem, inhaltsreichem Text sowie Bildern, Videos und Interaktionsmöglichkeiten sind auch heute noch im Vorteil gegenüber «gebastelten» oder veralteten Webpräsenzen.
Doch immer neue Kriterien kommen hinzu. Denn die User sollen nicht nur die Informationen finden, die für sie wichtig sind, sondern die Websites sollen auch technisch so gut aufgebaut sein, dass die Inhalte auf Desktop- und Mobilgeräten schnell und sauber dargestellt werden. Mit anderen Worten: Die User Experience wird je länger je mehr zu einem der entscheidendsten Kriterien für das Ranking einer Seite.
Core Web Vitals: technische Qualität in Zahlen gefasst
Unter der Bezeichnung «Page Experience Update» hat Google im Sommer 2021 ein neues Bewertungsverfahren für Websites eingeführt, das in den letzten Monaten angefangen hat, auch wirklich zu greifen. Ein gewichtiger Teil davon sind die Core Web Vitals: Darin werden Kriterien, die sich vor allem während der ersten paar Sekunden des Webseitenbesuchs auf das Nutzererlebnis auswirken, in Zahlenwerten ausgedrückt. Dabei misst Google den Wert auf unterschiedlichsten Plattformen (Desktop, Tablet, Handy usw.) und errechnet einen Durchschnittswert. Denn schliesslich soll das Nutzererlebnis für alle möglichst positiv sein!
Bei den Core Web Vitals handelt es sich vor allem um die folgenden drei Kernpunkte:
Largest Contentful Paint (Ladezeit)
Der Largest Contentful Paint (LCP) ist ein Wert, welcher angibt, wie schnell das grösste Element auf der Seite geladen wird. Dabei bezieht sich die Grösse nicht auf die Datenmenge, sondern auf die tatsächliche optische Sichtbarkeit der Inhaltselemente. Meist handelt es sich um Content in Form von Text, Bild oder Video. Für eine gute LCP-Zeit gibt Google einen Richtwert von 2,5 Sekunden an. Da die grössten Blöcke oftmals zuletzt geladen werden, ergibt sich daraus ein zuverlässiges Bewertungskriterium.
Früher wurde die Ladezeit vor allem mit dem First Contentful Paint (FCP) gemessen. Dieser misst jedoch nur die Zeit, bis der erste Block angezeigt wird. Für die allgemeine Loading Experience berücksichtigt Google heute sowohl den FCP als auch den neuen LCP. Bei Problemen mit der Messgrösse LCP zieht Google noch immer den FCP heran, um detailliertere Diagnosen machen zu können.
Googles Versuch mit der Messgrösse First Meaningful Paint (FMP), also der Zeit, bis der erste «sinnvolle» Block geladen war, erwies sich jedoch als zu komplex und damit unbrauchbar. Der FMP war abhängig von den spezifischen Browsereinstellungen und liess sich somit nicht standardisieren. Zudem zeigte er sich in der Praxis als zu anfällig für kleinere Veränderungen in der Seitenladezeit. Die Testresultate waren schlicht zu inkonsistent, um zuverlässige Werte zu ermitteln.
First Input Delay (Interaktivität)
Die Kennzahl First Input Delay (FID) bewertet die Ladezeit, bis der User mit der Website interagieren kann. Nur allzu oft wird zwar schon Seiteninhalt angezeigt, aber die interaktiven Elemente wie Login-Felder oder Links funktionieren noch nicht. Das muss aber nicht unbedingt am Server liegen, auf dem die Website gelagert wird: Wenn eine Seite den Browser gleichzeitig mit zu vielen Aufgaben beschäftigt, weil zum Beispiel grosse JavaScript-Dateien darin enthalten sind, können sich bestimmte Prozesse verlangsamen. Google verlangt deshalb, dass in höchstens einer Zehntelsekunde die Eingabe des Users auf dem Desktop wirksam und sichtbar ist.
Wichtiger Hinweis:
Der FID wurde am 12. März 2024 durch Interaction to Next Paint (INP) als Core Web Vital ersetzt.
Für alle anderen Tools wie PageSpeed Insights und CrUX gibt es ab diesem Zeitpunkt eine sechsmonatige Einstellungsphase, damit Entwickler ihren Code aktualisieren können. Weitere Informationen finden Sie hier.
Cumulative Layout Shift (visuelle Stabilität)
Verschiebt sich das Layout während des Ladevorgangs? Dieses Phänomen kennen wir vor allem von Newsportalen, wenn Werbung eingespielt wird. Das schnelle Laden einer Seite hat zwar grosse Vorteile, lädt aber ein Element langsamer, kann es dazu führen, dass Elemente des Layouts umherspringen. Es ist verwirrend und vor allem ärgerlich, wenn der Nutzer ein Element anklickt, dabei ein bisschen zu spät kommt – und sich dann auf einer Website wiederfindet, die ihn überhaupt nicht interessiert. Google misst die Veränderungen im Seitenlayout mit dem Cumulative Layout Shift (CLS) und registriert dabei sofort, wenn ein Element seinen Platz verändert. Es geht aber nicht nur darum, wie weit und wie oft Verschiebungen stattfinden, sondern auch um die Distanz der Bewegung.
Wo kann ich meine Core Web Vitals checken?
Wer die Core Web Vitals der eigenen Website überprüfen möchte, kann dies ganz einfach mit der Google Search Console oder mit der aktuellen Version des Google Chrome Browser tun. Rufen Sie die gewünschte Webseite auf und wählen Sie oben im Browsermenü «Anzeigen», «Entwickler» und danach «Entwicklertools». Im eingeblendeten Fenster wählen Sie «Lighthouse» und klicken dort auf den Button «Bericht erstellen».
Daneben unterstützen auch weitere Entwicklertools von Google die Analyse der Core Web Vitals, wie etwa PageSpeed Insights oder Measure page quality. Diese können vor allem von versierten Benutzern dafür eingesetzt werden, die eigene Website zu analysieren und zu optimieren.
Ladezeit (LCP) |
Interaktivität (FID) |
Visuelle Stabilität (CLS) |
|
---|---|---|---|
PageSpeed Insights | ✓ | ✓ | ✓ |
Chrome UX Report | ✓ | ✓ | ✓ |
Search Console | ✓ | ✓ | ✓ |
Chrome DevTools | ✓ | Total blocking Time | ✓ |
Lighthouse | ✓ | Total blocking Time | ✓ |
Web Vitals Extension | ✓ | ✓ | ✓ |
Google stellt die nötigen Tools zur Verfügung, um die Werte der Core Web Vitals zu checken. Eigene Darstellung nach web.dev.
Wie lassen sich die Core Web Vitals verbessern?
Die Optimierung der Core Web Vitals setzt in den meisten Fällen einiges Fachwissen voraus. Es gibt aber Funktionen, die auch die Laien unter den Webseitenbetreibern für sich nutzen können, wie zum Beispiel die Komprimierung von Bildern. Hier die wichtigsten Tipps für bessere Core-Web-Vital-Werte:
LCP: Grosse Elemente schneller laden
- Wenn Sie für die Nutzung ein Framework nutzen statt grösserer HTML-Seiten, lässt sich das Aufspielen der einzelnen Elemente besser steuern.
- Nutzen Sie einen Webhosting-Provider mit schneller Infrastruktur wie Hostpoint.
- Halten Sie allfälligen JavaScript-Code möglichst schlank.
- Weniger datenlastige Bilder werden schneller geladen. Es lohnt sich, Fotos zu komprimieren und in zeitgemässen Bildformaten wie WebP zu speichern.
- Server- und browserseitige Caches beschleunigen den Seitenaufbau.
- Lassen Sie Bilder, die ausserhalb des ersten sichtbaren Websitebereichs (erster Viewport) platziert sind, erst dann laden, wenn der Benutzer entsprechend scrollt (sogenanntes «Lazy Loading»). Dadurch kann der LCP-Wert oft schon merklich optimiert werden.
FID: Interaktivität zuerst
- Wenn Sie lange Tasks aufteilen, geht alles schneller: Während ein JavaScript ausgeführt wird, verarbeitet der Browser keine anderen Aufträge. Bearbeitungszeiten von über 50 Millisekunden sollten unbedingt vermieden werden.
- Geben Sie den interaktiven Code-Elementen höhere Priorität beim Laden. So können Nutzer schneller agieren.
- Lassen Sie im Hintergrund einen sogenannten Web Worker komplexere Aufgaben ausführen.
CLS: Keine hüpfenden Seitenelemente
- Geben Sie die Dimensionen der eingebauten Bilder im HTML-Quelltext der Website an. Auf diese Weise kann der Browser den entsprechenden Platz beim Aufbau des Layouts bereits reservieren.
- Vermeiden Sie nach Möglichkeit Werbebanner, eingebettete Inhalte und iFrames ohne Grössenangabe.
- Verwenden Sie Platzhalter für dynamische Inhalte und Werbeanzeigen.
- Damit Schriftsätze nicht erst beim Aufruf der Seite geladen werden müssen, gibt es die Möglichkeit des Preload. Dabei werden die Schriften als HTML-Elemente quasi im Voraus geladen.
- Definieren Sie gute Fallback-Schriften. Bevor die eingesetzte Website-Schrift geladen wird, verwendet der Browser überbrückend eine Systemschrift. Definiert man dabei eine Systemschrift, die optisch möglichst nahe an der finalen Schrift ist, fällt der Layout-Shift geringer aus (sprich kleinerer CLS). So sollten für Serifenschriften keine serifenlosen Systemschriften als Fallback definiert werden (und umgekehrt).
Google stellt übrigens ausführliche Tipps für die Optimierung der Web Core Vitals zur Verfügung. Diese finden Sie unter https://web.dev/optimize-lcp, https://web.dev/optimize-fid und https://web.dev/optimize-cls.
Wie steht es mit den anderen Ranking-Faktoren?
Ganz wichtig: Core Web Vitals sind kein Ersatz für alle anderen Faktoren, die das Ranking einer Webseite ebenfalls beeinflussen. Sie sind Ergänzungen, die primär mit der Ladegeschwindigkeit der Website zu tun haben. Weiterhin mitentscheidend sind Kriterien wie diese:
- Mobil-optimiert: Websites, die auf dem Handy lediglich als Miniaturversion des Desktop-Browsers dargestellt werden, haben bei Google von Anfang an schlechte Karten, vor allem wenn sie mit Bildschirmüberlauf, also nur als Ausschnitt dargestellt werden.
- HTTPS: Eine unsichere Verbindung zwischen dem Browser des Nutzers und dem Webserver (http statt https) ist für Google ein Grund, die Website abzustrafen. Hostpoint-Kunden können für jede Website das kostenlose FreeSSL von Let’s Encrypt aktivieren.
- Keine aufdringlichen Interstitials: Aufdringliche und unterbrechende Werbung (sogenannte «Interstitials») nervt nicht nur die User, sondern auch Google. Allerdings gelten Pop-ups für die Eingabe von Cookie-Präferenzen, Altersnachweisen und dergleichen nicht als Negativfaktor.
SEO dank rankingCoach
Wem das mit den Core Web Vitals zu weit ins Detail geht, dem sei trotzdem geholfen. Die grundlegenden, klassischen SEO-Kriterien haben sich nicht wesentlich geändert. Und die gute Nachricht – gerade für Einsteiger – ist: Es gibt hilfreiche Tools und breit angelegte Werkzeugkästen wie rankingCoach von Hostpoint. Damit können auch Laien eine Website nach den Google-Kriterien auf ihr Suchmaschinen-Ranking testen. Benutzer erhalten dort auch entsprechende Tipps und Tools, um das Ranking der eigenen Website zu verbessern. rankingCoach bietet Aufgabenlisten, Tutorials und Videos, die dazu beitragen, bei Google auf einen der vorderen Plätze zu kommen.